Zahle, Libanon |
Über ganz Syrien hin haben die Freimaurer alle größeren Städte besetzt. Besondere Sorgfalt wandten sie dem christlichen Libanon zu, und hier gibt es kaum eine Ortschaft von Bedeutung, die nicht eine Loge besitzt. Zahle, Ghazir, Saïda, Djebaïl, Batrun, Marjayun, Moallaka, Simmin, Chueïr gelten als die Mittelpunkte der freimaurerischen Bewegung.
Wie in Europa, so betreiben die Freimaurer im Libanon mit Energie die Untergrabung der kirchlichen Autorität und des religiösen Lebens. Ihre beliebteste Methode besteht im Säen von Zwietracht. Sie nehmen Partei gegen den Dorfpfarrer und stellen sie den Leute als antinational gesinnt dar oder wiegeln Dorf gegen Dorf auf. Und nur zu oft gelingt es ihnen, die Laienwelt mit dem Priester im Gegensatz zu bringen, Pfarrer gegen Pfarrer aufzuhetzen, ja selbst Priester gegen ihre Bischöfe aufzustacheln.
Die sog. französische Laienmission unterstützt das Werk der Logen und wird daher von diesen nach Kräften gefördert. Zweimal versuchten die Freimaurer, Beirut, die Hauptstadt Syriens (Anm.: damals waren Syrien und Libanon ein Land), mit einem Laienkolleg zu beglücken. Der erste Versuch misslang, der zweite verlief insoweit glücklich, als das Kolleg nicht gleich wieder einging. In diese Anstalt haben sich bis jetzt nur einige wenige Katholiken verirrt.
Zum Glücke blieb das lichtscheue Treiben der Loge nicht lange unbemerkt. Die Jesuiten nahmen den Kampf auf und führten ihn unverdrossen in der Zeitschrift Al-Machreq, in der wöchentlich zweimal erscheinenden Zeitung Al-Bechir und in eigenen Broschüren. Wenn man bedenkt, dass auf dem Libanon und selbst in Beirut wenig gelesen wird – keine Beiruter Zeitung zählt mehr als 2000 Abonnenten – so muss der Erfolg, den P. Louis Cheikho S.J. mit seinen sechs Broschüren über den Zweck, die Geschichte und die Aktionsmethode der Freimaurerei errang, als außergewöhnlich bezeichnet werden. Von der ersten wanderten mehr als 25.000 Exemplare hinaus, von den anderen über 10.000.
Die von den Patres verfassten Artikel öffneten manchen Katholiken, die in den Logen nur Wohltätigkeitsanstalten gesehen hatten, die Augen, zogen den Jesuiten aber auch den ingrimmigsten Hass der Freimaurer. P. Cheikho besitzt eine ganze Mappe voll Drohbriefen, die aus allen Ecken und Enden des ottomanischen Reiches, sogar aus Nordamerika einliefen und neben den Beschimpfungen und Drohungen die schmutzigsten Dinge enthalten. Gegen P. Rabbath S.J., der zu Djebaïl und Amchitt Vorträge und Predigten gegen die Logen hielt, wurde im letztgenannten Orten ein Bombenattentat verübt. Andere Patres wurden auf den Straßen verhöhnt und geschmäht.
Der Ingrimm der Freimaurer ist das beste Zeichen, dass der Kampf gegen sie nicht nutzlos war. Die Patres führen ihn weiter vereint mit den Bischöfen, die mutig ihres Amtes als Oberhirten walten. (...)
(Aus: die katholischen Missionen, 1913)