Am 31. März d.J. wurde, wie wir einer nachträglich uns zugehenden Mitteilung entnehmen, der deutsche Redemptorist P. Johann Baptist Schaumberger das Opfer eines ruchlosen Verbrechens. Der Pater gehörte zum Kloster, das die Redemptoristen im Wallfahrtsort Nossa Senhora da Penha unweit São Paulo besitzen.
Er war an dem Tag nach der nahen Stadt gegangen, um sich seine Augengläser ausbessern zu lassen, verließ auf dem Rückweg außerhalb Penha den elektrischen Wagen, um den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, und ging friedlich, sein Brevier betend, auf der von Fußgängern und Wagen belebten Straße dahin.
Vor einer Schenke stand ein gesatteltes Pferd und wartete auf seinen Herrn, einen berüchtigten Klopffechter namens Manoel Antonio de Oliveira, gewöhnlich „Guasca“ genannt. Kaum sah dieser den friedlich vorüberziehenden Priester, als er höhnisch ihm Spott- und Schimpfworte zurief. P. Schaumberger ging ruhig weiter. Da stürzte Guasca noch einen Becher Branntwein herunter, warf sich aufs Ross und jagte dem verhassten „Pfaffen“ nach, um ihm, wie er gedroht, den Garaus zu machen.
Klatschend fiel die Peitsche des Wütenden auf Gesicht und Schulter des wehrlosen Priesters. Guasca hatte ihn einfach niederreiten wollen, was der Pater dadurch verhinderte, dass er sich hinter einem Pfosten der Elektrischen flüchtete.
Nun riss der Unhold seinen Revolver aus dem Gürtel und gab auf sein Opfer zwei Schüsse ab. P. Schaubmerger, ein alter, schwacher Mann, sank vor Schreck wie betäubt zu Boden. Guasca hielt ihn für tot und sprengte weiter. Als er sich aber noch einmal umdrehte, sah er, wie der Priester sich wieder aufrichtete. Beide Schüsse waren nämlich fehlgegangen.
Zähneknirschend machte der Raufbold Kehrt, suchte den Pater ein zweites Mal niederzureiten und gab, da dies misslang, einen dritten Schuss auf P. Schaumberger ab. Tödlich in den Unterleib getroffen, stürzte er nieder. Die Schüsse hatten sofort eine Menge Leute, meist Frauen, herbeigezogen, die aber, von dem Revolver Guascas bedroht, sich in respektvoller Entfernung hielten.
Aber die Kunde von dem Mord des bekannten und allgemein beliebten Priesters hatte sich im Nu verbreitet, und ehe Guasca Zeit gefunden, sich aus dem Staub zu machen, war ihm die Polizei auf den Fersen und nahm ihn gefangen.
Offen bekannte der Unmensch, dass Hass der Religion und der Priester der einzige Beweggrund seiner Tat gewesen sei; er bedauerte nur, dass er nicht auch die anderen Pfaffen von Penha kalt gemacht habe. „Ich bin Freimaurer“, prahlte er, „ich weiß, was ich zu tun habe und auf wen ich mich stützen kann.“
Der ermordete P. Johann Baptist Schaumberger war geboren 1849 zu Schwandorf in Bayern, hatte seine Gymnasialstudien in dem rühmlichst bekannten Benediktinerstift Metten gemacht und war 1894 als schon reifer Mann der Kongregation des allerheiligsten Erlösers beigetreten.
Bereits 54 Jahre alt, folgte er 1903 seinen bayrischen Mitbrüdern, die seit zehn Jahren in Südbrasilien sich ein neues Wirkungsfeld geschaffen hatten.
Hier hatte er, zumal im engeren Kreise der Genossenschaft und seit Ende 1907 in Nossa Senhora da Penha segensreich gewirkt, allgemein beliebt wegen seines kindlich heiteren Wesens und seiner schlichten Frömmigkeit.
Der ruchlose Mord fand auch in der Presse die schärfste Verurteilung und das tragische Ende des guten Paters bei Laien und Geistlichen die größte Teilnahme.
(Aus: die katholischen Missionen, 1908)