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Allen Lesern wünsche ich gesegnete Weihnachten! Vergessen Sie in Ihren Gebeten bei der Christmette bitte nicht die vielen Menschen, die Unseren Heiland noch nicht kennen, für die er aber auch Mensch geworden ist, um am Kreuz für ihre und unsere Sünden zu sterben.
Von P. Schwinn aus der Genossenschaft der Pallottiner geht uns eine ausführliche Schilderung der Weihnachtsfeier zu, wie er sie in seiner Kolonistenpfarrei Silveira Martins in Rio Grande do Sul begangen hat. Wir heben daraus einiges hervor, was unsere neulichen Ausführungen über die Verwendung äußerer Andachtsmittel im katholischen Missionsbetrieb in willkommener Weise ergänzt.
Seit Jahren war es ein Herzenswunsch P. Schwinns, die volkstümliche Krippenfeier, wie er sie in Rom einst kennen gelernt, und wie sie einst der ehrwürdige Diener Gottes Pallotti (heute heiliggesprochen) so gefördert hatte, in bescheidenem Maße auch seinen armen Hinterwäldlern zugänglich zu machen.
„Silveira Martins zählt nicht wenige laue und unwissende Seelen. Für sie konnte die Feier der Erscheinung unseres Herrn nach dem Plan des ehrwürdigen Ordensstifters ein wahres Hochfeuer, für die Unwissenden eine wirksame Schule des Glaubens werden. So viele ziehen alljährlich in den Urwald; dort werden sie Predigt und Katechismus vergessen, nur nicht das Kindlein in der Krippe.“
So ließ er aus Limburg a.L. die nötigen Krippenfiguren kommen und bereitete inzwischen alles Übrige vor.
„Es wurde fleißig geschnitzt und gepinselt, und so entstanden allmählich Hütten, Villen, Schlösschen, in allen Stilarten und Farben.“ Ende November kamen die Statuen wohlbehalten an. Alles wurde in der Stille vorbereitet.
Als dann endlich in der heiligen Nacht die Kirche geöffnet wurde, da ging diesen guten Waldkindern fast der Atem aus. Die im Land selbst geborenen, welche die große Mehrheit der Bevölkerung bilden, haben ja überhaupt noch nie ein Kunstwerk gesehen, und auch die Alten meinten, nicht einmal in Italien hätten sie eine schönere Krippe zu Gesicht bekommen.
Nach der Christmette wurde die Krippe feierlich eingeweiht, und nun klangen die schönen rührenden Weisen der sog. Hirtenlieder, die so lebhaft an das Gloria der himmlischen Heerscharen und die Armut des Jesuskindleins erinnern.
Seitdem Silveira Martins besteht, so sagten viele, hat es eine solche Christmette nicht gesehen. Trotz des großen Zudrangs und der Begeisterung herrschte die schönste Ruhe und Andacht und vor der Krippe wurde viel gebetet.
Der Besuch des hochw. Weihbischofs Dom João Antonio Pimenta erhöhte noch die Feststimmung in den folgenden Tagen. Er wurde von hundert berittenen Jünglingen feierlich abgeholt und erteilte vom 27. bis 29. Dezember nicht weniger als 1.200 Personen die heilige Firmung.
Der eifrige, echt apostolische Mann ist eine wahre Gottesgabe für die riesig große Diözese, in welcher manche Gebiete überhaupt noch nicht das Glück gehabt haben, einen Nachfolger der Apostel bei sich zu sehen.
Den Höhepunkt erreichte die Begeisterung des Volkes am Feste der Erscheinung des Herrn, das ganz nach dem Vorbild der „Epiphania“ in S. Andrea della Valle zu Rom gefeiert wurde.
Dem Fest ging am Vorabend die feierliche Wasserweihe voraus, deren tiefsinniger, aus dem Orient stammender Ritus man zuerst dem Volk erklärte.
Nach dem Hochamt am Festtag wurde das gekrönte Bild des neugeborenen Königs in festlicher Prozession und wie im Triumphzug durch sein Volk getragen unter den Klängen des herrlichen Siegeslieds: Viva il nato re– „Es lebe der neugeborene König!“
Die ganze Oktav hindurch übte die Krippe ihre mächtige Anziehungskraft aus, und der eifrige Empfang der Sakramente bewies, dass das Volk dem Kind in der Krippe auch innerlich näher gekommen war.
Ergreifend wirkte die Schlussfeier am Oktavtag.
Nach dem Hochamt holte der Diakon von einem Seitenaltar das Jesuskind und übergab es dem Zelebranten, der inzwischen die Kasel mit einem roten Pluviale vertauscht hatte.
Nach dem Hochamt holte der Diakon von einem Seitenaltar das Jesuskind und übergab es dem Zelebranten, der inzwischen die Kasel mit einem roten Pluviale vertauscht hatte.
Er hielt nun (ganz wie in Rom) mit dem Kindlein auf den Armen eine zündende Ansprache über den schönen Gebrauch, das Jesuskindlein zu küssen.
‚Indem wir die Füße küssen‘, sagte er, ‚erkennen wir ihn feierlich als unseren Herrn und König an; seine Hände küssen wir, weil er unser Hohepriester ist, sein Antlitz, weil er als Erstgeborener (…) uns allen alles geworden ist.‘
Und nun kamen alle, große und klein, Männer und Jünglinge zum Kuss des Kindleins – wahrlich ein schönes Zeugnis des Glaubens und der Liebe zum Gottessohn. Den ganzen Tag über blieb die Kirche stark besucht, denn es sollte der letzte Tag sein.
Zu meinem Erstaunen bemerkte ich, dass die Bevölkerung dem schwarzen heiligen König Balthasar nicht die gleiche Ehrfurcht bezeigte wie den anderen zwei. Zum Ersatz dafür bekam er aber von den Farbigen aller Schattierungen das einstimmige Vertrauensvotum.
Zufrieden konnte ich auf die Festzeit zurückblicken. Die Zahl der heiligen Kommunionen war im Vergleich zu früheren Jahren bedeutend gestiegen und mehrere bekannte Sünder hatten sich mit dem lieben Gott ausgesöhnt.
Die Liebe zum Gottesdienst ist im Steigen, und was mich besonders freute, es machte sich eine lobenswerte Wissbegierde bemerkbar. Nicht nur hörte die große Menge den vielen Predigten in lautloser Stille zu, sondern sie verlangte über alle Einzelheiten der heiligen Geheimnisse näheren Aufschluss.
Die vielfach recht naiven Fragen brachten mich fast in Verlegenheit. So sollte ich von den Hirten und dem königlichen Gefolge die Namen angeben. Beinahe hätte dabei mein wissenschaftliches Ansehen Schaden gelitten. Die guten Leute meinten, der Pater muss das alles wissen. Ich machte ihnen nun begreiflich, dass der Hirten viele waren, die Dienerschaft aber pflege man nicht zu verzeichnen. So war meine Ehre einigermaßen gerettet.
Der Kostenpunkt der Krippe ist nun zum Teil auch schon überwunden, und was den Rest anbelangt: Gott hat geholfen und wird weiter helfen!“
(Aus: die katholischen Missionen, 1909)