Westminster Cathedral (Quelle: Diliff) |
Am 28. und 29. Juni sah London eine herrliche Doppelfeier: die Konsekration der neuen prächtigen Kathedralkirche von Westminster und das 60-jährige Jubiläum der Errichtung der katholischen Hierarchie in England. Inniger Dank und freudige Zuversicht waren die Grundstimmung der Feier. Wie die Kirche in England sich entwickelt hat, zeigt der folgende Vergleich:
Zeitpunkt | Kirchen u. Kapellen | Schulen | Priester | Klösterl. Niederlassungen |
Um 1850 | 587 | 500 verschied. Art | 788 | 70 |
Um 1910 | 1760 | 1064 höhere, ca. 2000 Pfarrschulen mit weit über 300.000 Kindern und Zöglingen | 3687 | 1159 |
dazu kommt, dass die katholische Kirche heute im öffentlichen Leben eine sehr geachtete Stellung einnimmt und im Parlament wie in den höchsten Staatsstellen ihre Vertreter hat.
Die Tatsache, dass das britische Weltreich heute wenigstens 12 Millionen Katholiken zählt, gibt auch den 2 Millionen englischen Katholiken einen festeren Rückhalt.
Die hoffnungsvolle Stimmung klang denn auch kräftig in den Festpredigten durch. „Was die Zukunft betrifft“, so schloss der greise Bischof von Newport, John Hedley O.S.B., seine herrliche Rede, „so schauen wir ihr entgegen mit dem Vertrauen solcher, die da wissen, dass sie der neuen Bundeslade (der wahren Kirche) folgen.
In welchem Maß und zu welcher Stunde der wahre Glaube in diesem Land hier wieder zu teil wird, vermessen wir uns nicht zu ergründen. Aber wir bleiben fest dabei, dass es für dasselbe kein wahres Glück gibt, bis es die Kirche wieder anerkennt. Wir lassen uns nicht täuschen durch seine materielle Größe, seine Armee, seine Flotte, seinen Reichtum, seinen Handel, seine weithin wehende Flagge. Solche Dinge sind nicht das Christentum und besitzen nicht die Verheißung des ewigen Lebens.
Nur das Königreich Christi auf Sion kann die Menschheit im Glück und im Unglück retten. Dieses Reich mag zeitweise verdunkelt werden. So ist’s auch mit der Sonne. Wie sie, so kann die katholische Kirche dieser oder jener Nation, diesem oder jenem Geschlecht (d.h. Generation) zeitweise durch die Wolken menschlichen Irrtums oder die Empörung oder Eingriffe menschlicher Willkür und Schuld verhüllt bleiben. Aber durch Gebet und Gnade bricht die ihr angeborene Sichtbarkeit immer siegreich durch.
Vor uns steht sie klar wie die Sonne, und wir folgen ihr. Und so geschwollen und gewaltig die Flut vor uns sein mag, ihre Wasser werden sich teilen, wenn die Bundeslade sie berührt, und auch die starkumwallten Städte werden fallen und der Feind verschwinden, sobald es dem Herrn der Heerscharen gefällt.“
Dasselbe gilt auch von der Zukunft der Weltmission. Sie gehört uns, mag sie auch fern sein. Gott rechnet nicht mit Jahren und Jahrzehnten, sondern mit Jahrhunderten.
(Aus: die katholischen Missionen, 1910)