Trappisten in China |
Seit 1883 besteht in Nord-Tscheli ein Trappistenkloster, das um 1900 bereits 60 meist chinesische Mönche zählte und recht günstig sich entwickelt hat.
„Vor einigen Jahren“, so erzählt P. Elias Hopsomer S.J., „machte der Abt des Klosters uns einen Besuch in Hsien-hsien (Südost-Tscheli). Er klagte, dass er von der langen Fahrt ganz zerschlagen sei. Das Schütteln des chinesischen Reisekarrens, die Kost und der Kang (Schlafstelle aus Ziegeln) in den chinesischen Herbergen hatten ihm schlimm zugesetzt. Lächelnd sagte ihm der Missionsobere: ‚Nun sehen Sie, hochwürdigster Herr Abt, das ist das alltägliche Los unserer Missionäre.‘ ‚In diesem Fall‘, meinte der Abt, ‚ist Ihr Leben härter als das unsrige.‘
Das Leben der gewöhnlichen Chinesen, so fügte er bei, ist äußerst einfach und bedürfnislos. Das bildet für die in den Orden tretenden Kinder des Landes sogar eine gewisse Gefahr. Als sich die ersten Novizen stellten, versäumte man es natürlich nicht, sie auf die Strengheiten der Regel hinzuweisen. Dies machte aber keineswegs den gewünschten Eindruck.
‚Zeitlebens‘, so stellte man ihnen vor, ‚werdet ihr weder Fleisch noch Eier zum Essen bekommen‘, ‚O Vater‘, lautete die Antwort, ‚was das Fleisch angeht, so bekommen wir solches zu Hause höchsten zwei- bis dreimal im Jahr zu kosten; und erst Eier, die wurden, wenn die Hühner welche legten, verkauft, um einige Sapeken zu verdienen; die sind zu gut für unsereins.‘
‚Ja, aber ihr werdet mit Pflanzenkost und Brot euch begnügen müssen.‘ ‚Herrlich; zu Hause gab es höchstens Hirse; wenn du uns Weizenbrot und ein wenig abwechselndes Gemüse gibst, bekommen wir es besser, als wir’s zu Hause hatten.‘ – ‚Aber bedenkt, die halbe Zeit des Jahres werdet ihr fasten und mit einer einzigen vollen Mahlzeit euch begnügen müssen.‘ ‚O Vater, das sind wir gewohnt; in schlechten Jahren geht es bei uns zu Hause sehr knapp her, und seitdem wir in die Welt gekommen, waren die schlechten Jahre häufig. O das Fasten macht uns wenig Sorge, das kennen wir.‘ So musste die trappistische Strenge vor der chinesischen Genügsamkeit die Segel streichen.
‚Glücklicherweise‘, fügte der Abt hinzu, ‚gibt es noch andere Mittel, um den Beruf zu erproben und die Natur abzutöten, sonst würden unsere Chinesen schließlich noch Trappisten werden, um ein gutes, sorgloses Leben zu führen.‘“
So weit diese interessante Unterhaltung. Im Übrigen wäre die Verpflanzung unserer streng kontemplativen Gebets- und Bußorden in diese Länder ein großer Segen für die dortige Mission. Sie würden zunächst den zahlreichen heidnischen Bonzenklöstern und Lamasereien, die doch nur ein Zerrbild des christlichen Mönchtums darstellen, das wahre Ideal entgegenstellen.
Sie würden, ähnlich wie die einstigen Mönchsklöster in Europa, im Land und Volk viel leichter und tiefer Wurzel fassen und kräftige Stützpunkte der Mission werden, auf welche sich die Missionäre gelegentlich zur geistigen Erneuerung zurückziehen könnten, und von welchen mit der Zeit auch eine finanzielle Unterstützung der Mission zu erwarten wäre. Es ist unsere feste Überzeugung, dass die älteren Buß- und Gebetsorden gerade in China eine große Aufgabe erfüllen könnten.
(Aus: die katholischen Missionen, 1908)