Die kirchliche Hierarchie von Kanada verlor im Vorjahr ein hervorragendes Mitglied in der Person des Erzbischofs Adélard Langevin von St. Boniface in Kanada. Langevin stammte aus einer französisch-kanadischen Familie.
Schon früh fühlte er in sich den Beruf zum Indianerapostel, und um es zu werden, trat er in die Genossenschaft der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria ein, der die Kirche von Kanada so viel verdankt.
Aber sein Jugendideal sollte sich nicht erfüllen, er musste es dem Gehorsam zum Opfer bringen. Er wurde erst in der Seelsorge verwandt, dann im Lehrfach, in dem er sich besonders als Professor der Moral an der Universität von Ottawa auszeichnete. Erst 40 Jahre alt, wurde der begabte Ordensmann zum Oberhirten der Erzdiözese St. Boniface als Nachfolger des feurigen Indianerapostels Erzbischof Taché erwählt.
Als heiligstes Vermächtnis übernahm der neue Oberhirte von seinem großen Vorgänger den unerbittlichen Kampf gegen die religionslose und interkonfessionelle Schulpolitik der kanadischen Regierung.
Es bot sich ihm aber auch in seiner Stellung die Möglichkeit, seinen ersten apostolischen Jugendidealen zu leben. Er war ein warmer Freund des roten Mannes, und seine Briefe zeigen, wie begeistert er ihre Sache vertrat.
Nicht weniger lag ihm die Missionierung der zahlreichen deutschen, polnischen und ruthenischen Ansiedler am Herzen. Um die Zukunft dieser Siedlungsmission sicherzustellen, gründete er in seiner Residenzstadt ein Seminar zur Heranbildung eines bodenständigen Seelsorgeklerus für die Siedlungsgebiete. Auch dem Presseunternehmen eines deutschen Oblaten, das die Herausgabe einer deutschen, polnischen, englischen und ruthenischen Zeitung besorgte, brachte der Erzbischof großes Interesse entgegen. Seinen deutschen Mitbrüdern trat er durch einen persönlichen Besuch im Kloster Hünfeld nahe, bei welcher Gelegenheit er sich vom Bischof von Fulda eine Reliquie des Apostels der Deutschen für seine Erzdiözese, die dessen Namen trägt, erbat.
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)