(Bild hier, zweite Reihe links)
Bald nach dem Erzbischof von Madras entschlief der Senior des Episkopats von Ceylon, Bischof Clemente Pagnani O.S.B. von Kandy. Er stammte aus Fabriano im ehemaligen Kirchenstaat, war früh bei den Silvestrinern, einem Zweige des Benediktinerordens, eingetreten und 1861 im Alter von 27 Jahren zu Colombo auf Ceylon gelandet. Nach 18-jähriger Tätigkeit als einfacher Missionär wurde er 1879 zum Apostol. Vikar von Colombo ernannt. Clemente Pagnani war ein ganzer Missionär, dem jede Selbstsucht fernlag und der nur eins kannte: das Heil der Seelen.
Schon bald nach seinem Amtsantritt sollte er dafür das glänzendste Beispiel geben. Er überließ den Patres Oblaten Colombo mit etwa 128.000 Katholiken und übernahm mit seinen Ordensbrüdern das neu errichtete Vikariat Kandy. Die ganze Herde belief sich auf etwa 8.000 mit 6 Priestern.
Dieses Opfer blieb nicht ohne Segen. Das bezeugen folgende Zahlen. Bei seinem Tod hinterließ er 28.000 Katholiken in 11 Haupt- und 17 Nebenstationen, die von 6 europäischen und 17 einheimischen Priestern verwaltet wurden. Die 18 Elementarschulen wurden von etwa 2.000 Kindern, die höhere Lehranstalt von 340 Schülern besucht. 34 Schwestern, wovon 9 einer vom Bischof gegründeten einheimischen Kongregation angehörten, teilten sich mit 65 Lehrerinnen und Lehrern in die Leitung der Schulen und Waisenanstalten.
Was Bischof Pagnani selber seiner Herde war, und wie diese ihn ehrte, schildern am besten die schlichten Worte, die P. Gaspard S.J. über den Verstorbenen schrieb: „Er war ein Muster der Hingabe. Sein Leben verfloss in engster Verbindung mit dem Volk. Da er die einheimischen Sprachen wie ein Eingeborener beherrschte, hing ihm das Volk mit Begeisterung an und nannte ihn nur den singhalesischen Bischof. Alle, die mit ihm zusammenkamen, bewunderten sein geraden offenen Sinn, seine ungekünstelte Einfachheit und seine staunenswerte Demut.
Die charakteristische Tugend des Prälaten war die Liebe zur Armut, die er in Wahrheit wie eine Mutter schätzte. Überall trat sie zu Tag, und er übte sie, auch wenn sie die peinlichsten [d. h. schmerzlichsten] Wirkungen für ihn hatte. Durch diese Verachtung alles Irdischen gab er der Welt des Luxus eine große Lehre. Solche Bischöfe brauchen wir.
(Aus: die katholischen Missionen, 1912)