Die eucharistische Woche in der Hauptstadt Mexikos, 4 bis 10. Oktober 1924, kann Veranstaltungen ähnlicher Art in anderen Ländern würdig an die Seite treten. Unter südlicher Prachtentfaltung und mit einer Begeisterung, deren nur der bewegliche Südländer fähig ist, jubelte hier das wahre Mexiko, das von gottesfeindlichen Machthabern häufig so schwer vergewaltigte katholische Volk, seinem eucharistischen Heiland entgegen.
Ein Jahr lang bereiteten Ausschüsse in allen Bistümern die großen Tage vor. Alle Städte bis zu den kleinsten Dörflein herab hatten ihren eucharistischen Tag, um die Mittel für eine möglichst glänzende Veranstaltung zu sammeln. Die Hauptfeier fand naturgemäß in der Stadt Mexiko statt; aber das ganze Land feierte mit, und die Bischöfe der kleinen mittelamerikanischen Freistaaten bekundeten ihre Teilnahme durch Glückwunschschreiben und Entsendung von Vertretern.
Ein erhebendes Schauspiel leitete am 4. Oktober den Kongress ein. Von 6 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags pilgerten 100.000 Kinder zur Wallfahrtskirche U. L. F. von Guadalupe, dem Nationalheiligtum Mexikos und Mittelamerikas. Festlich geschmückt zogen die Kinderscharen unter Gesang in die Kirche, wo sie der hl. Messe beiwohnte und einer Predigt lauschten, um dann singend wieder heimzukehren, anderen Kinderscharen Platz machend. Auch der 1. Kongresstag, der 5 Oktober, war ein Tag der Kinder, die in ihren Pfarrkirchen zum Tische des Herrn schritten. Am Nachmittag wurde sodann der Kongress in Gegenwart von 25 Bischöfen, von Vertretern der Kapitel aller Bistümer und der katholischen Verbände unter ungeheurem Andrang des Volkes in der Kathedrale von Mexiko feierlich eröffnet. Es fand zunächst die Segnung der goldenen, im Schmuck der Edelsteine prangenden „Sühnemonstranz“ statt, zu deren Kosten ganz Mexiko begeistert beigesteuert hatte. In ihr wurde während der Woche das Allerheiligste Tag und Nacht zur Verehrung ausgesetzt.
Die Feier eines jeden Tages eröffnete ein Pontifikalamt unter Assistenz aller übrigen Bischöfe. Am Montag huldigten die Arbeiter ihrem Heiland. Am Dienstag waren es die mittleren und höheren Stände, wobei im Hochamt ein Riesenchor von 4000 Kindern die Choralmesse sang. Am Nachmittag versammelten sich die Priester, desgleichen die Frauenbünde zu wichtigen Beratungen. In der ersten öffentlichen Generalversammlung am Abend lauschten im Narcissustheater 10.000 Personen den feurigen Ansprachen und kirchenmusikalischen Darbietungen und empfingen am Schluss von dem in der Mitte des Raumes aufgeschlagenen Altar aus den eucharistischen Segen. Nachdem am Mittwoch die Drittordensmitglieder und am Donnerstag die Frauen dem Heiland gehuldigt hatten, folgte am Donnerstagabend die zweite öffentliche Versammlung. Hier wurde unter begeisterter Zustimmung die Bitte um die Seligsprechung Pius X., des Papstes der hl. Eucharistie, zum Beschluss erhoben. In der Nacht auf den Freitag hielten die Bischöfe und Priester die Ehrenwache vor dem Allerheiligsten. Am Freitag den 10. Oktober kam nach der Generalkommunion verschiedener Vereine unter großen Feierlichkeiten der Kongress zum Abschluss.
Die mächtige Glaubenskundgebung hat wieder gezeigt, dass das mexikanische Volk im Herzen gut katholisch ist. Sollte es ihm nicht auch gelingen, die Gewaltherrschaft der Christenfeinde zu stürzen und in der Schule wie im öffentlichen Leben die Religion Christi zur Geltung zu bringen?
(Aus: die katholischen Missionen, 1924)