Von den heimgegangenen nordamerikanischen Oberhirten darf wenigstens ein Erzbischof nicht fehlen, der einen großen Teil seines Lebens im Sattel oder auf dem mexikanischen Reisekarren zugebracht hat. Es ist Msgr. Jean Baptiste Salpointe, Erzbischof von Santa Fe.
Frankreich, das Mutterland so vieler Missionäre, gab ihm am 22. Februar 1825 das Leben zu St. Maurice (Dep. Puy de Dome). Als jungen Priester führte ihn der Notschrei der amerikanischen Bischöfe nach Amerika, und das heiße Texas und das gebirgige Arizona wurden seine zweite Heimat. Hier, wo damals die Einwanderung erst begann und auf den weiten Prärien sich die wilden Apatschen und zahlreiche Reste anderer Indianerstämme umhertrieben, gab es noch Arbeit für ein junges Apostelherz. Tucson, die Hauptstadt des Territoriums von Arizona, wurde der Mittelpunkt seiner Tätigkeit, wie es dereinst seine Ruhestätte werden sollte. Diese schroffen, kahlen Berge, diese weiten, fruchtbaren Flusstäler des Gila- und Coloradosystems waren klassischer Missionsboden. Sonora hieß in spanischer Zeit diese Provinz, und vorab deutsche Jesuiten, wie die PP. Kühn (Kino), Sedlmayer, Michel, Bauer, Gerstner, Pfefferkorn, Segesser und so viele andere, hatten hier einst unter den Pimas, Papagos, Opakas und anderen Stämmen segensreich gewirkt.
Von ihren alten Kirchen standen nur noch wenige. Doch überall fand Salpointe noch Spuren ihrer Tätigkeit und einzelne treu gebliebene Reste der einst christlichen Stämme. Noch hüteten 100 Familien von Papagos die alte Kirche San Xavier del Bac. Mit der Liebe eines Vaters ging Salpointe diesen verlassenen Schäflein und den braven, in weit zerstreuten Ranchos wohnenden mexikanischen Viehzüchtern nach.
1857 war Arizona zur Diözese Santa Fe geschlagen worden (seit 1875 Erzdiözese). Allein die starke Einwanderung seit dem mexikanischen Krieg weckte das Bedürfnis einer besseren kirchlichen Verwaltung, und so wurde 1868 Arizona als eigenes Apostol. Vikariat von Santa Fe getrennt. Salpointe trat an seine Spitze und entwickelte auch als Bischof eine unermüdliche Tätigkeit. Neue Stationen wuchsen aus dem Boden, Kirchen und Kapellen wurden gebaut, Schwestern zur Übernahme von Anstalten der Erziehung und Krankenpflege berufen. Das Vikariat zählte damals unter 38.000 Einwohnern 20.000 Katholiken. Rothäute aus den Stämmen der Apatschen, Papagos, Yavapais, Pimas, Maricopas, Yumas, Mohaves, Moquis waren noch etwa 20.000 vorhanden. Durch eine himmelschreiende Verordnung des Präsidenten Grant, die sog. Peace Policy, wurden diesen Stämmen mit Ausnahme der Papagos Prediger verschiedener Sekten aufgedrängt, um sie gegen ihren Willen protestantisch zu machen. Die Indianer aber verlangten Schwarzröcke [katholische Priester], und diese, an ihrer Spitze der Bischof, taten alles, um dem armen Volk den katholischen Glauben zu retten. Rastlos durcheilte Salpointe das Vikariat, machte Rundfahrten von nahezu 2000 Meilen auf schlechten Wegen, durch Gebiete, in denen die Furcht vor den streifenden Apatschenbanden allen Verkehr gestört.
Am 13. November 1883 vertrat Salpointe seinen Metropoliten, den Erzbischof von Santa Fe, Msgr. Lamy auf der Versammlung amerikanischer Erzbischöfe in Rom; im folgenden Jahr wurde er ihm als Koadjutor beigegeben und folgte ihm 1885 auf dem erzbischöflichen Stuhl. Neun Jahre wirkte er nun als Erzbischof, bis ihn 1894 Altersschwäche zur Resignation veranlasste. Er zog sich nun nach seinem geliebten Arizona zurück und starb am 5. Juli 1898 in Tucson, wo er dereinst seine apostolische Laufbahn begonnen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1899)
Siehe auch den Artikel zu einem seiner Nachfolger, Peter Bourgade