Banyan-Feige (Quelle: Abudlkaleem md) |
Ostbirma – Bei meinem letzten Aufenthalte [Schreiber ist der spätere Bischof von Cartagena de Indias, Msgr. Eugenio Biffi] unter unseren Karenen in den Bergen musste ich einen Baum mit Sturm nehmen. Das kam so: In einem karenischen Dorf befindet sich ein riesiger Baum. Der Stamm hat einen Umfang von 25 Fuß und die Äste dehnen sich so weit aus, dass das ganze Dörfchen in seinem Schutz und Schatten steht. Die Mehrzahl der Einwohner sind Christen und auf unseren Wunsch haben sie sich neben diesem Baum niedergelassen.
Als ich sie letztes Jahr besuchte, herrschte die größte Bestürzung unter diesen guten Leuten. ‚Dieses Jahr sterben wir alle‘, sagten sie. ‚Aber wir werden euch nicht verlassen,‘ erwiderte ich ihnen ‚so lange wir noch ein Stücklein Brot haben, werden wir es mit euch teilen.“ Ich meinte nämlich, sie fürchteten eine Hungersnot. Allein sie zeigten auf den riesigen Baum und sagten leise: „Der Baum ist von Teufeln bewohnt und die Leute sagen, wir wären alle des Todes, weil wir ihre Wohnung beunruhigt hätten.“ „Was lasst ihr aber euch von den Heiden so belügen? Seid guten Mutes; der Baum ist wie alle anderen Bäume! Wisst ihr denn nicht, dass unser Herr von den Teufeln nichts zu fürchten hat? Seid ihr denn nicht wiedergeboren in der heiligen Taufe? Was fürchtet ihr also?“
Meine Worte schienen ihnen Mut einzuflößen und sie zogen sich beruhigt in ihre Hütten zurück. Aber eine Stunde später kamen sie wieder und sagten: „Steige auf den Baum und verjage die Teufel. Wenn Du droben betest, so werden die bösen Geister die Flucht ergreifen und nicht mehr zu kommen wagen – „Ist das alles?“ sagte ich; „bringt mir eine Leiter!“ Zweifelsohne kam der Vorschlag von den Heiden, und hätte ich mich geweigert, so würden sie gesagt haben: „Seht, eure Priester haben Furcht!“ Um also unseren Christen jede Angst zu benehmen, erbot ich mich, auf den Baum zu klettern. Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte wohl etwas Angst, aber nicht vor den Teufeln, sondern vor der Höhe des Baumes, vor der miserablen Leiter, die man für mich zurechtmachte und auch weil mein Kopf sich nicht ganz schwindelfrei fühlte.
Meine Worte schienen ihnen Mut einzuflößen und sie zogen sich beruhigt in ihre Hütten zurück. Aber eine Stunde später kamen sie wieder und sagten: „Steige auf den Baum und verjage die Teufel. Wenn Du droben betest, so werden die bösen Geister die Flucht ergreifen und nicht mehr zu kommen wagen – „Ist das alles?“ sagte ich; „bringt mir eine Leiter!“ Zweifelsohne kam der Vorschlag von den Heiden, und hätte ich mich geweigert, so würden sie gesagt haben: „Seht, eure Priester haben Furcht!“ Um also unseren Christen jede Angst zu benehmen, erbot ich mich, auf den Baum zu klettern. Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte wohl etwas Angst, aber nicht vor den Teufeln, sondern vor der Höhe des Baumes, vor der miserablen Leiter, die man für mich zurechtmachte und auch weil mein Kopf sich nicht ganz schwindelfrei fühlte.
Die Leiter war im Nu fertig. Zwischen zwei lange Bambusrohre wurden gespaltene Bambusstäbchen als Sprossen gefügt; aber sie war zu kurz und man musste eine zweite daran festbinden. Als alles in Ordnung war, kletterte ich unter tiefem Schweigen aller Umstehenden empor. Die Sache war nicht so leicht, denn die schwanke Leiter stand sehr steil und die Sprossen waren sehr weit voneinander. Endlich kam ich oben an und konnte nicht ohne Gefahr in den Baum steigen. Die hochw. Herrn Gottfried Conti und Rochus Tornatore folgten mir samt einigen Karenen, die sich von ihrem Schrecken erholt hatten. Wir setzten uns in der Krone und ich segnete von da aus meine lieben Neophyten, indem ich sie ermahnte, in Zukunft keine Furcht vor den Teufeln zu haben. Dann stiegen wir wieder herab. Alsbald kletterten die Leute, außer sich vor Freude, in den Baum, sprangen so behände wie Affen von Ast zu Ast und alle Teufelsfurcht war verflogen, denn die Priester hatten den Baum erstürmt und nichts war mehr zu fürchten.
(Aus: die katholischen Missionen, 1876)