Das Streben nach höherer Vollkommenheit, das im Ordensleben seine kirchlich geregelte Form und Festigkeit gewonnen hat, wächst so naturgemäß aus dem christlichen Glauben heraus wie die Blüten am Baum. Es ist darum nicht zu verwundern, dass dasselbe auch bei den neubekehrten Christen der Missionsländer, welche das Evangelium tiefer und lebendiger erfasst, sich regt und entweder zum Übertritt in die dort wirkenden Missionsorden oder zur Gründung eigener einheimischer Klostergenossenschaften führt.
Wohl die jüngste dieser Missionsblüten dürfte die Genossenschaft der sogen. „Kleinen Brüder und Schwestern“ auf den Fidschi-Inseln, dem Missionsfeld der französischen Maristenmissionäre, sein. Es sind Jünglinge und Jungfrauen, die sich durch Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit auszeichnen und nach dem Beispiel der Missionäre und Schwestern zu leben wünschen. Sie leben getrennt in zwei kleinen Kommunitäten nach einer eigens für sie entworfenen Regel, aber noch ohne eigentliche bindende Ordensgelübde, die „Kleinen Schwestern“ unter der Leitung der Missionsschwestern, die „Kleinen Brüder“ unter derjenigen eines Maristenmissionärs, des P. Lahaye. „Ihre Zahl“, so schreibt derselbe an den apostol. Vikar Vidal, „wächst täglich und mit ihr der Eifer der jungen Leute…Ihre Pünktlichkeit bei den Übungen ist wirklich bewunderungswürdig, wie auch ihr Gehorsam.“ Weniger glänzend steht es mit der materiellen Seite des „Klosters“. Die Kapelle ist eine einfache fidschianische Strohhütte. Und nicht einmal ein Kreuzweg findet sich darin, „der doch für ein Noviziat so nützlich wäre.“
Sonst brauchen diese Insulaner-Novizen glücklicherweise sehr wenig. „Vielleicht“, so meint P. Lahaye, „wird sich dieses Noviziat der ‚Kleinen Brüder‘ später noch einmal zu einer Pflanzstätte des Priestertums auswachsen…Ich war auch vor einigen Tagen in Solevu und haben zu meiner Freude wahrgenommen, dass es auch mit den ‚Kleinen Schwestern’ sehr gut vorangeht.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1893)