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Moderne Statue unserer Lieben Frau von La Vang auf dem Gelände des Wallfahrtsorts (Quelle: Hoangvantoanajc) |
Nachdem der neue vietnamesische Kaiser Canh Thinh im
Jahr 1798 die katholische Religion in seinem Reich verboten hatte, flohen Katholiken
aus der Gegend der Kaiserstadt Huế in den Dschungel von La Vang.
Dort suchten sie im Rosenkranzgebet Hilfe in ihrer Notlage, und eines Tages
erschien ihnen die allerseligste Jungfrau mit dem Jesuskind auf dem Arm, sprach
ihnen Trost zu und riet ihnen, mit den Blättern der umliegenden Bäume eine Art
Tee zu kochen, um Krankheiten zu heilen. Von der Erscheinung der Mutter Gottes
werden folgende Worte überliefert: „Vertraut mir, denn ich habe eure Gebete
erhört. Von nun an werde ich alle diejenigen segnen, die mich an diesem Ort
anrufen.“
Die Verfolgten konnten 1802 in ihre Dörfer zurückkehren und berichteten ihrem
Umfeld von der himmlischen Erscheinung. In der Folge bauten die Katholiken in
La Vang eine Kapelle, die in den späteren Verfolgungszeiten zahlreiche Male
zerstört, von den Gläubigen aber immer wieder aufgebaut wurde. Nachdem die Christenverfolgungen
in Vietnam mit der französischen Herrschaft über das gesamte Land zum Ende
gekommen war, ließ der Apostolische Vikar von Huế, Msgr. Marie-Antoine-Louise
Caspar M.E.P., eine große Kirche in La Vang bauen, die er vom 6. bis 8. August
1901 im Beisein von 12.000 Pilgern einweihte. Bald war auch diese Kirche zu
klein, sodass eine größere an ihrer Stelle gebaut wurde, die am 22. August 1928
im Beisein von 20.000 Pilgern eingeweiht wurde. Im Jahr 1959 wurde sie
anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Einführung des Christentums in
Vietnam zum Nationalheiligtum des Landes, und Papst Johannes XXXIII. erhob sie
1961 zur Basilica minor. Im selben Jahr fand an dem Wallfahrtsort ein
marianischer Kongress unter großer Teilnahme von einheimischen und
französischen Bischöfen, weltlichen Behörden und zahlreichen Gläubigen statt.
Die vietnamesische Bischofskonferenz erklärte La Vang am 13. April 1961 zum nationalen marianischen Zentrum. |
Die ursprüngliche Basilika, die im Jahr 1972 bis auf den Kirchturm zerstört wurde (Quelle: Sciacchitano) |
Gegen Ende des Vietnamkriegs wurde die Kirche vollständig
durch Artilleriebeschuss zerstört. Nach der Vereinigung von Nord- und
Südvietnam weigerte sich die kommunistische Regierung lange Zeit, die Kirche
wieder aufzubauen. Die Verehrung des Volkes überdauerte auch diese schweren
Zeiten, und im Jahr 2012 wurde der Bau einer neuen Basilika im asiatischen Stil
begonnen, die vor der Fertigstellung steht. An den Feierlichkeiten zum Fest
Mariä Himmelfahrt nahmen im Jahr 2019 insgesamt 80.000 Personen teil. Besonders
Papst Johannes Paul II. betonte die Bedeutung dieses Wallfahrtsorts für die
Kirche in Vietnam, etwa als er am Weltjugendtag in Denver im Jahr 1993 die
vietnamesische Kirche unter den Schutz unserer Lieben Frau von La Vang stellte.