Pater Nicolau Rodrigues Campo S.J.
(Quelle: Covilhã - Subsídios para a sua História)
Neulich stieß ich auf die Lebensbeschreibung des heiligmäßigen und doch wenig bekannten Jesuitenmissionars Nicolau Rodrigues Campo, der sowohl in Westafrika als auch in Cartagena in Kolumbien, dem Wirkungsort des hl. Petrus Claver, missionarisch tätig war. In seiner Nachahmung des großen Jesuitenmissionars Claver brachte er es soweit, dass man ihn gemeinhin „Pater Claver“ nannte. Hier der Text aus dem Artikel von P. Kneller S.J.:
Ganz und gar kein Gelehrter war ein anderer der obigen Liste, Nicolaus Rodriguez . Gott will freilich, daß man in der Arbeit für die Seelen auch die natürlichen Mittel anwendet, er pflegt aber mitunter sehr deutlich zu zeigen, daß schließlich der Erfolg von der Beseelung des Natürlichen durch das Übernatürliche abhängt, und zwar zeigt er das dadurch, daß er den Mangel natürlicher Gaben überreich durch übernatürliche ersetzt. Beispiel dafür sind etwa Joseph von Cupertino und der Pfarrer von Ars. Ein weiteres ist auch Nicolaus Rodriguez.
Als nach seinem Eintritt in den Orden die Zeit herannahte, durch die Gelübde sich zu binden, soll der Provinzial angeordnet haben, ihn wegen seiner schwachen Begabung nicht zuzulassen, der Brief ging aber verloren, und so legte er seine Gelübde ab. Der Provinzial schien aber richtig geurteilt zu haben; schon nach dem ersten Jahre seiner philosophischen Studien bedeutete man ihm, es sei unnütz, diesem Wissenszweig noch längere Zeit zu widmen, er war im Examen glänzend durchgefallen. Aber nun zeigte sich, daß Metall, und edles Metall, in dem Mann steckte. Er verzweifelte nicht, sondern sagte sich: Will Gott mich nicht zum Gelehrten, so doch zum Heiligen. Schon in seiner Jugend hatte das Verlangen nach Heiligkeit ihn mächtig ergriffen, das Verlangen nach dem Martyrium, das ihn sein ganzes Leben nicht verließ, erfaßte ihn schon damals, und als er einmal nach einer Zeit des Leichtsinns sich wieder zurechtfand, entfloh er als Siebzehnjähriger vom Vaterhaus, um Einsiedler zu werden. Seinem Streben versagte Gott nicht den Erfolg, nach allgemeinem Urteil gelangte er zu einem sehr hohen Grad von Heiligkeit. Er bedurfte ihrer im späteren Leben. Nach zweijährigen Bemühungen um die nötigen theologischen Kenntnisse und dem zweiten Noviziat arbeitete er auf der afrikanischen Insel Fernando Poo. In dem mörderischen Klima hielt er acht Jahre aus, bis die Mission aufgegeben wurde. Dann war er zu Covilhao in Portugal 25 Jahre lang tätig; von dem Ansehen, das ihm seine Heiligkeit verschafft hatte, zeugt die Tatsache, daß er einen Volksauflauf, den der Bischof und die bürgerlichen Behörden nicht beruhigen konnten, durch wenige ganz einfache Worte beilegte.
Die Sehnsucht nach den Missionen ließ ihm aber keine Ruhe. Immer wieder bat er
die Obern, ihn in die Übersee zu schicken. An Gründen, den Bitten nicht zu
willfahren, fehlte es nicht. Er war schon über 60 Jahre alt, die Strenge seines
Lebens hatte die Gesundheit untergraben, er trug schon von seiner Wirksamkeit
auf Fernando Poo her eine große Wunde an der Hüfte. Er ließ indes mit Bitten
nicht nach, bis man ihn 1896 in die Stadt des hl. Petrus Claver, nach Cartagena
in Columbien, sandte. Unter der glühenden Sonne dort und in der schwierigen
Mission am Magdalenenfluß nahm er unglaubliche Mühen mit unglaublich großem
Erfolg auf sich. Unermüdlich durchwanderte er trotz seines Greisenalters die
Städte, Dörfer und Hütten. Man nannte ihn nur den „Pater Claver“, und er war in
der Tat ein vollkommener Nachahmer von Clavers Nächstenliebe und beständiger
Abtötung. Die vielen Wanderungen in der Sonnenhitze hatten nun zur Folge, daß
seine Wunde wieder aufbrach. Aufs Krankenlager hingeworfen, meinte er,
wenigstens jetzt sie dem Arzt zeigen zu müssen, der ganz erschrocken über den
Anblick äußerte, nur ein Heiliger habe mit einer solchen Wunde solche Arbeiten
auf sich nehmen können. Der Kranke sollte sich nicht wieder erheben. Am Fest
seines Vorbildes Peter Claver, am 9. September 1900, ging der Unermüdliche in
die ewige Ruhe ein. Der Bischof selbst stand ihm im Tode bei und hielt ihm nach
einem feierlichen Begräbnis die Lobrede.
(Aus: C.A. Kneller: Zur Geschichte der Heiligkeit in neuester Zeit. Zeitschrift für Aszese und Mystik, Heft 11/1936)