Messe im österreichischen Hospital, Jerusalem (erster Weltkrieg) |
Die Sudanchristen (d. h. aus dem französischen Sudan), insonderheit die von Uagha-Dugu (sic) im Mossigebiet, stellen sich ein gutes Zeugnis aus durch die Art und Weise, wie sie sich des 1916 gegründeten Knabenseminars annehmen. Sie verstanden ganz gut, dass die Gründung angesichts der gegenwärtigen Zeitlage von außen nicht die nötige Hilfe finden konnte. Kurz entschlossen, gründeten sie einen Unterstützungsausschuss, um die kleinen und kleinsten Monatsbeiträge bei den Christen einzusammeln. Der Kassierer liefert jeden Monat die erhaltene Summe an den Obern des Seminars ab. An die auswärts durch die Regierung beschäftigten Christen richtete er folgenden Aufruf:
„Mein lieber Freund! Ich tue Dir zu wissen, dass fast alle Priester und jene, die es in diesem Jahr werden sollten, zum Krieg einberufen worden sind. In dem Krieg sind viele Priester getötet oder verwundet worden. Durch diese Umstände können uns die Bischöfe keine Priester mehr schicken. Auch wenn der Krieg vorbei ist, werden wir noch lange ohne genügend Priester sein. Darum haben wir es für notwendig gehalten, in Uaghadugu eine Schule zu gründen, in der nur solche Schüler angenommen werden sollen, die fähig sind, Latein zu studieren. In allen Missionen hat man bereits solche Schulen gegründet, und man hat anderwärts schon eine kleine Zahl einheimischer Priester. Die Schule war darum durchaus nötig, damit wir auch Mossipriester bekommen. Dann wird unser Land viel rascher christlich werden. Wegen des Krieges ist es aber der heiligen katholischen Kirche unmöglich, uns die nötigen Mittel zu stellen. Darum haben wir einen Hilfsausschuss von 12 Mitgliedern gegründet. An der Spitze steht ein Präsident, ein Vizepräsident, ein Schriftführer und ein Kassierer. Wir sind der Meinung, wenn jeder monatlich nur etwas gibt, so haben wir genug, um die Schüler zu ernähren. Es genügt, wenn jeder gibt, was er kann, 10 oder 20 Centimes, oder selbst einen Franken, wenn er es fertig bringt und besonders viel Verdienste haben will. Ich bitte Dich, mir mitzuteilen, ob Du mittun willst.
Der Kassierer Johann Baptist Wedduda.“
Dass man der Anregung Folge leistete, bewies die Sammlung der zwei ersten Monate, die 359,35 Franken ergab (in Afrika!). Einer antwortete dem Kassierer, dass er sich monatlich für einen Franken einschreibe, und fügte bei: „Ich bitte Dich, auch einen Franken monatlich für mein kleines Töchterchen Johanna anzunehmen.“ Das Kind war noch nicht zwei Jahre alt. Der „Johanna“-Franken wird pünktlich jeden Monat entrichtet. Ein wahrhaft vorbildliches Verhalten eines Mannes, der noch gestern Heide gewesen. Angesichts dieses Geistes ist die äußere Entwicklung der Sudanmission zufriedenstellend.
(Aus: die katholischen Missionen, 1919)