Am Grabe des großen Kirchenfürsten, der am 11. November 1919 zur ewigen Ruhe einging, drängt es auch uns, einen schlichten Kranz dankbaren Gedenkens niederzulegen. In Kardinal v. Hartmann erstand unserem katholischen Volk ein kundiger Missionsführer und eifriger Förderer in schweren Tagen. Schon als Bischof von Münster war er ein Freund und Gönner der an der Westfalenhochschule emporstrebenden Missionswissenschaft, und er gab dem ersten Priestermissionsverein seinen Segen auf den Weg. Auf den erzbischöflichen Stuhl von Köln berufen, stand er in leitender Stellung im gesamtdeutschen Missionswesen.
Die schwere Aufgabe, die traurigen Reste der Orientmission zu erhalten, hat er frühzeitig auf seine Schultern genommen.
Doch lag der Schwerpunkt seines Wirkens im heimatlichen Missionsleben. Dass sich die Missionsliebe, im Feuer der Kriegsleiden geprüft, tief im katholischen Herzen festwurzelte, ist in hervorragendem Maß des verstorbenen Kardinals Verdienst. Als Präsident und Protektor des Xaverius- und Kindheit-Jesu-Vereins hat er, inmitten der vielen auf ihm lastenden Arbeiten und bedrückenden Sorgen, durch Rat und Tat an ihrem Ausbau mitgeholfen. Der Xaveriusverein betrauert in ihm seinen zweiten Begründer. Bei zwei festlichen Gelegenheiten, auf dem missionswissenschaftlichen Kursus in Köln 1916 und bei der diamantenen Jubelfeier des Xaveriusvereins in Aachen 1917, hat er durch seine programmatischen Ansprachen klärend und ermutigend gewirkt.
Es ist zum Teil seine Tat, dass sich die Missionsvereinigung für Priester der Erzdiözese Köln, 1917 ins Leben gerufen, gleich von Anfang an so kräftig entfaltete. Den Missionsorden und Missionsgenossenschaften, der Missionsvereinigung katholischer Frauen und Jungfrauen und allen Organisationen, Groß und Klein, war er stets ein treuer Freund und hochherziger Helfer. In Dankbarkeit gedenken auch die „Katholischen Missionen“ der anerkennenden und ermunternden Worte, die er dem 46. Jahrgang auf den Weg gab (siehe hier). In den letzten Wochen seines Lebens war es ihm noch eine Herzensangelegenheit, den Anschluss des deutschen Klerus an den Priestermissionsweltbund durchzuführen.
Wir scheiden von dem Grabe des missionsbegeisterten Oberhirten, indem wir das Gelöbnis erneuern, auf dem von ihm vorgezeichneten Wege treu weiterzuarbeiten durch die Trübsale der Gegenwart hindurch zu neuem Aufstieg.
(Aus: die katholischen Missionen, 1920)