Andächtige Christen!
Die Taufe im Namen des dreieinigen Gottes ist der Segen aller Segnungen, nicht beschränkt auf ein Volk und eine Zeit und einen Erdstrich, sondern bestimmt für alle Völker und alle Zeiten und alle Lande. Diesen Segen des allmächtigen Gottes vermitteln wir durch das Missionswerk den Heidenvölkern. Den Segen Christi sprechen wir durch unsere Missionäre über eine ganze Welt des Zornes aus und verwandeln sie in eine Welt der Gnade. Doch nicht nur das. Alle Tage bis ans Ende der Zeiten bleibt Christus bei seiner Kirche, und alle Seelen, die sie belebt mit dem Leben Christi, und alle Völker, die sie segnet mit Christi Segen, alle diese macht sie zu Kindern des himmlischen Vaters, alle diese gewinnt sie zu lebendigen Mitgliedern des Reiches Christi und wandelt sie um zu Tempeln des Heiligen Geistes. Wir werden die Kinder Gottes (Röm 5, 2), die Kinder des Tages (1 Thess 5, 5), die Kinder des Lichtes (Jo 12, 36). Aus dieser Kindschaft Gottes folgert dann der Völkerapostel in dem Brief an die Neubekehrten zu Rom: „Wenn aber Kinder, dann auch Erben, und zwar Erben Gottes, Miterben aber Christi“ (Röm 8, 17), und in dem Brief an die Galater: „Weil ihr aber Kinder seid, entsandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen“ (Gal 4, 6).
O andächtige Christen! Welche Lichtblicke auf Zeit und Ewigkeit eröffnen diese Worte! Ein Glück, das Himmel und Erde umfasst, liegt in ihnen ausgesprochen. Haben wir es je erfasst, welche Gnaden das Sakrament der heiligen Taufe uns gebracht und zu welchem Gnadenbunde es uns erhoben hat? Es ist kein Bund, wie Menschenkinder ihn schließen, der an die rinnende Stunde gebunden und durch wechselnde Verhältnisse bedingt ist. Der Taufbund, den Gott mit dem Menschen schließt, ist ein heiliger, ein ewiger Bund der Liebe und Gnade. Diesen Gnadenbund soll die Kirche im Namen des dreieinigen Gottes mit allen Menschen schließen. Ihr Missionswerk ist die große Völkertaufe. Sie reinigt und heiligt eine ganze fluchbeladene Welt. Tote Menschenseelen erweckt sie zum Leben und zu Kindern des Vaters, der im Himmel ist. Die Heiden bringt sie aus der Ferne herbei und setzt sie ein zu Miterben Christi. Den ganzen Erdkreis baut sie aus zu einem Tempel des Heiligen Geistes, zu einem großen Gotteshaus zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit.
(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)