Missionsgesellschaften unter dem
Patronat Marias
Die großen
Orden der Kirche, die Benediktiner, die
Franziskaner und Dominikaner sowie in neuerer Zeit die Jesuiten haben maßgeblich zur Verehrung der allerseligsten
Jungfrau Maria in den Ländern Europas beigetragen und diese Verehrung auch in
den ihnen übertragenen Missionsgebieten gefördert.
Mit dem
Wachstum der äußeren Missionen entstanden im 18. und 19. Jahrhundert
verschiedene Ordensgemeinschaften und Kongregationen, die speziell zum Zweck
der Missionsarbeit gegründet wurden. Viele dieser Gemeinschaften tragen nicht
nur einen marianischen Namen, sondern ahmen das Leben der Gottesmutter im
eigenen missionarischen Wirken nach. In diesem Kapitel soll ein kurzer Abriss
der Geschichte dieser Orden und ihrer Verehrung der allerseligsten Jungfrau
präsentiert werden.
Oblaten der unbefleckten Jungfrau Maria
Die Oblaten
der unbefleckten Jungfrau Maria (lateinisch Missionariorum Oblatorum Beatae
Mariae Virginis Immaculatae, Ordenskürzel OMI) wurden 1816 durch den
provenzalischen Weltpriester Eugen von Mazenod gegründet, um den Glaubensgeist
unter der armen Bevölkerung der Provence zu heben. Im Jahr 1825 wurde die
Kongregation von Papst Leo XII. bestätigt, der ihr die Aufgabe gab „jene
Menschen in den Schoß der Mutter der Barmherzigkeit zurückzubringen, die Jesus
Christus an seinem Kreuz ihr als Söhne und Töchter geben wollte“. Bereits zu
Lebzeiten des heiligen Gründers, der im Jahr 1837 Bischof von Marseille wurde,
ging die Tätigkeit der Oblaten über die Grenzen Frankreichs hinaus: Im Jahr
1841 zogen die ersten Oblatenmissionare in die Indianermission in Kanada,
worauf im Jahr 1847 die Übernahme der Mission auf Sri Lanka folgte. Eugen de
Mazenod, der 1861 starb und 1995 heiliggesprochen wurde, bezeichnete Maria als
die „Mutter der Missionen“. Die schwierigen arktischen Missionen unter den
Inuit in Kanada stellte der Orden unter den besonderen Schutz der unbefleckten
Jungfrau. Der selige Joseph Gérard, der Apostel von Lesotho, hatte eine
kindliche Andacht zur allerseligsten Jungfrau und vermittelte diese auch seinen
Christen. Am 7. Dezember 1863 schrieb er: „Es ist eine Freude für mich,
wenn ich mir vorstelle, dass unsere Basotho mit den anderen Nationen die
Seligkeit der heiligen Jungfrau preisen werden. Mögen auch sie anfangen zu
sagen: ‚Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns!‘ Zwar tun sie es noch
nicht aus ganzem Herzen und aus ihrer ganzen Seele, aber es ist Anfang; hoffen
wir, dass die allerseligste Jungfrau ihnen den Rest lehren wird.“ Als seine
Missionserfolge voranschritten, ,verbreitete sich auch die Andacht zu Maria
unter dem Volk. Die Neugetauften begannen die Begrüßung der Oblatenmissionare
untereinander zu verwenden: „Gelobt sei Jesus Christus – und die unbefleckte
Jungfrau Maria“. Mit besonderem Eifer wurden auch die Maiandachten gepflegt.[1]
So ist der Selige ein Vorbild des Ideals, das die Ordenskonstitutionen von 1966
im 6. Artikel zeichnen: „Sie [die Ordensmitglieder der Oblaten] werden in
dieser Jungfrau einen Typus des Glaubens der Kirche erkennen und das
vollkommene Vorbild für ihren eigenen Glauben, da sie Christus empfing, damit
sie ihn mit der Welt teilen konnte, deren Hoffnung er ist. In ihren
missionarischen Freuden und Leiden werden sie stets eng mit ihr, der Mutter der
Barmherzigkeit, verbunden sein. Wo auch immer sie ihr Dienst hinführt, werden
sie danach streben, in den Herzen der Menschen eine tiefe Andacht zur
unbefleckten Mutter zu entfachen, die siegreich ist über alles Böse.“[2]
Heute sind die Oblaten in zahlreichen Ländern vertreten. Der Sitz der
mitteleuropäischen Provinz befindet sich im hessischen Hünfeld.