Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion |
„Schwester Maria Theresia! Kaum 20 Jahre alt wurden Sie verwundet auf dem Schlachtfeld von Balaclawa (in der Krim), während Sie in liebevoller Sorge sich über die Verwundeten beugten. In Magenta empfingen Sie in der Front der Schlachtlinie eine neue Wunde.
Später haben Sie unsere Krieger in Syrien, in China und Mexiko verpflegt. In der Schlacht von Reichshofen fand man Sie schwer verwundet auf dem Schlachtfeld hingestreckt (…) Später fiel eine Bombe mitten in das Feldlazarett nieder, das Ihrer Obhut anvertraut war. Ohne einen Augenblick zu zögern, haben Sie dieselbe aufgehoben und 80 Schritte weit von dem Lazarett hinweggetragen. Dort fiel sie zur Erde und hat bei ihrem Platzen Sie schwer verletzt. Kaum waren Sie hergestellt, so zogen Sie, Ihrem Beruf folgend, mit den Truppen hierher nach Tongking.“
Mit diesen Worten hat neulich der Gouverneur von Tongking, umgeben von seinem Offiziersstab, vor der Front die Oberin der Schwestern der Barmherzigkeit angeredet.
Dann hieß er sie niederknien, berührte dreimal mit der flachen Klinge ihre Schulter und sprach:
„Im Namen des französischen Volkes und des Heeres übergebe ich Ihnen hiermit das Kreuz der Ehrenlegion.
Niemand kann mehr heroische Taten vorweisen, die desselben würdig machen; keiner auf eine ruhmvollere Laufbahn von selbstlosem Opfersinn und Opfermut, die so ganz rückhaltlos dem Dienst des Nächsten und des Vaterlandes geweiht war, zurückblicken. Soldaten! Präsentiert das Gewehr!“
Wir freuen uns herzlich über die Auszeichnung dieser wackeren Soldatenmutter. Freilich liegt ein seltsamer Widerspruch darin, dass in demselben Namen des französischen Volkes während der letzten zwei oder drei Jahre so viele dieser opfermutigen Klosterfrauen aus den Spitälern der Seinestadt vertrieben wurden. Es scheint wohl, dass unter der Sonne von Tongking die Wahrheit in hellerem Lichte sich zeige, als im Schatten des Eifelturms im modernen Babel.
(Aus: die katholischen Missionen, 1890)