Rota (Quelle: CT Town) |
Ein eigenartiges Licht auf die japanische [See-]Sperre wirft ein von der weltentlegenen Insel Rota am 9. Oktober 1915 eingelaufenes Schreiben, das seit Juli auf dem Weg war. Es heißt darin:
„Bei dem letzten schweren Taifun am 18. Oktober 1914…wurden die Kokos [wohl die Palmen] wieder auf ein Jahr hinaus ertragsunfähig. Die Leute bauten zwar fleißig Kamoten und Mais, aber die bis jetzt anhaltende Trockenheit hat alle Aussichten zunichte gemacht. Schließlich wurde ein Boot gebaut, auf dem im vorigen Monat einige Männer nach Saipan fuhren, um an Ort und Stelle die Not zu schildern. Ich hatte den Leuten einen Brief an P. Gallus mitgegeben, aber er durfte nicht helfen. Nicht einmal Hostienmehl durfte er mir zurückschicken. Selbst einen Brief an mich hat man ihm nicht gestattet. Es kam zwar ein japanisches Kriegsschiff hierher, brachte aber nicht mal eine Handvoll Reis. Und als wir auf dem Schiffe kaufen wollten, erhielten wir die Antwort: ‚Wir dürfen nichts verkaufen.‘ Wir sind rein dem Hungertod überantwortet. Das deutsche Geld ist um die Hälfte herabgesetzt in seinem Wert. Meine Inselbewohner haben absolut nichts Genießbares mehr. Sie essen eine Wurzel, von der Zunge und Kehle verbrannt werden. Dabei weiß man doch in Saipan, wo Reis genug ist, wie es um uns steht. Da nun unsere Not aufs Äußerste gestiegen und Gefahr ist, dass viele vor Hunger sterben, so fragte mich heute früh der erste Beigeordnete des Ortsvorstehers, ob es zulässig sei, dass ein Boot nach Guam führe und dort um Hilfe bäte. In Anbetracht der äußersten Notlage gab ich meine Einwilligung. Heute Abend, da das Wetter äußerst günstig ist, soll abgefahren werden. Diesen Brief gebe ich an die (amerikanischen) Patres von Guam mit, die hoffentlich die Güte haben werden, ihn weiter zu befördern…“
Das Boot muss die gefahrvolle Reise nach Guam wirklich glücklich bestanden haben, da der obige Brief von Guam abgestempelt ist. Ob es wieder mit Lebensmitteln auf Rota zurückkehrte, ist nicht bekannt. Doch ist mit Sicherheit anzunehmen, dass nach Darlegung der Notlage Hilfe gesandt wurde. P. Corbinian, der Schreiber des Briefs, ist allein mit einem Bruder auf der Insel.
(Aus: die katholischen Missionen, 1916)